«Wir können alle einen Beitrag leisten»

SP-Gemeinderätin Katharina Ali-Oesch im Interview zu den Aktionstagen gegen Rassismus - Archivbild: Patric Spahni
SP-Gemeinderätin Katharina Ali-Oesch im Interview zu den Aktionstagen gegen Rassismus - Archivbild: Patric Spahni

✎ Elin Stalder

 

JuRep 2.0: Thun organisiert zum dritten Mal die Aktionstage gegen Rassismus. Wie haben sie sich entwickelt? Wie viele Besuchende können Sie verzeichnen?

 

Katharina Ali-Oesch: Es ist eine erfreuliche Entwicklung festzustellen: Immer mehr Privatpersonen und Vereine engagieren sich neben der Stadt und leisten wertvolle Beiträge an ein vielfältiges Programm. Dieses Jahr haben wir einen Rekord an Programmpunkten, 2022 waren es vier Veranstaltungen, dieses Jahr bereits deren 24. 2023 erreichten wir rund 1'500 Personen. Wichtig sind neben grossen Veranstaltungen auch die kleineren Workshops als Ort für Weiterbildung und Austausch.

 

Was bezwecken Sie konkret mit dem Projekt?

 

Die Kampagne verfolgt das Ziel, die Menschen in Thun zum Thema Rassismus zu informieren und sensibilisieren. Wir alle können einen Beitrag gegen Diskriminierung leisten, indem wir respektvoll miteinander umgehen. Wir müssen aufmerksam sein und uns immer wieder fragen, in welchen Situationen wir andere Menschen ausgrenzen oder mit Worten beleidigen und herabsetzen. Es geht auch darum, dass wir die Vielfalt als Chance und Bereicherung annehmen.

 

«Als ganz wichtige Aktion erachte ich die Workshops an den Schulen zum Thema Rassismus und Zivilcourage, die noch bis Mai weitergehen. »

Thuner Bildungsdirektorin Katharina Ali-Oesch

 

Gibt es in Thun Rassismus?

 

Ja, das gibt es leider auch bei uns. Die Stadt Thun ist seit 2023 Mitglied im Verein «Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus», kurz gggfon. Personen, die von Rassismus betroffen sind, können eine anonyme Meldung bei gggfon machen. Letztes Jahr gab es in Thun vier Meldungen, die weiterverfolgt wurden. Dabei handelte es sich um rassistische Diskriminierung. Es ist davon auszugehen, dass es eine grosse Anzahl an Betroffenen gibt, die sich beispielsweise wegen Schamgefühlen nicht selber melden.

 

Was war ihr Highlight im diesjährigen Programm der Aktionstage?

 

Hier nenne ich drei Punkte: Erstens: Ich danke allen Beteiligten, insbesondere den Privatpersonen und Vereinen für ihr grosses Engagement. Zweitens: Ich freute mich besonders über die Ausstellung und das Buch «Angekommen» von Carolina Piasecki. Sie zeigt Porträts von 40 Frauen, die ihre Heimat verliessen und sich in der Schweiz ein neues Leben aufgebaut haben. Einige von ihnen sind Thunerinnen geworden. Die Geschichten der Frauen berühren mich sehr. Die Ausstellung ist noch bis am 14. April im Museum Thun-Panorama zu sehen. Und drittens: Als ganz wichtige Aktion erachte ich die Workshops an den Schulen zum Thema Rassismus und Zivilcourage, die noch bis Mai weitergehen. 

 

www.gggfon.ch

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